Subventionierte Geräte und warum ihr sie meiden solltet

Auf den Philippinen, in Deutschland und anderen Ländern, kann man ein Smartphone, einen Pocket WiFi (manchmal auch MiFi genannt: Mobile WiFi), einen UMTS-Stick, einen LTE-Router und dergleichen für viel weniger Geld, als den üblichen Marktpreis haben, wenn man einen Vertrag mit dem Anbieter eingeht. Es geht auch ohne Vertrag. Doch diese Geräte haben es in sich.

Auf den Philippinen sind das meist "gebrandete" und "gelockte" Geräte. Sie tragen als Aufdruck den Schriftzug "SMART BRO", "GLOBE", "TATTOO", "SUN" und dergleichen, obwohl es eigentlich Geräte des Herstellers "Huawei", "ZTE", "EVOLUZN" etc. sind. Oder es ist tatsächlich ein Samsung-, Cherry Mobile-, Alcatel-Smartphone, das allerdings einen Simlock in sich trägt.

Möglich wird das Ganze durch einen größeren Vertrag des Mobilfunkanbieters mit einem Geräte-Hersteller. Die gekaufte Ware wird in Massen hergestellt, präpariert und importiert. Der günstige Preis ist durch Modifikationen möglich, die sicherstellen, daß das gelieferte Gerät nur einen bestimmtes Clientel abdeckt. Für Smart nur Smartkunden. Bei Globe nur Globekunden.
Wer die gesamte Funktionalität haben möchte, muß ein Originalprodukt von "Huawei", "ZTE" und dergleichen kaufen. Nicht immer, aber immer öfter!

Klingt alles erstmal plausibel und marktüblich.

Subventionierte Artikel sind attraktiver, da sie oft weniger als die Hälfte, oder nur ein Viertel des Preises für ein Original betragen können. Wenn man den höheren Preis mit einem höheren Alter assoziiert, dann ist das wie mit der Lenkung des Blickes zur Richtung einer schönen, jungen Frau. Den ganzen Kopf drehen geht ja nicht, weil die eigene Frau danebensitzt. Sie war auch mal attraktiv...
...vor 20 Jahren!

Ein SmartBro gebrandeter ZTE MF920TS.


Was ist eine Simlock?
Die Simlock ist ein softwaretechnisches Verfahren, angewandt an ein Mobilfunkgerät, um dieses nur für bestimmte Mobilfunk-Simkarten nutzbar zu machen. Es ist reversibel. Bei Einsatz einer nicht erlaubten Simkarte, wurde hierfür der Nutzer nach einem Unlock-Code gefragt, den dieser bei seinem Mobilfunkanbieter erhalten konnte.

Wann ist ein Gerät "gebrandet"?
Fast alle subventionierten Geräte weisen ein "branding" auf. Das ist als allererstes am Gehäuse des Gerätes ersichtlich. Dort steht nicht das Logo des Herstellers, sondern die Marke des Mobilfunkanbieters oder seines Produktes, wie "Smart Bro" von "Smart" z.B.
Bei der Anwendung des Gerätes machen sich auch softwaretechnische Veränderungen bemerkbar. Im sogenannten Web-Interface des Routers z.B. Dort kommen auch Funktionseinschränkungen zum Einsatz, wie das Unterbinden von Hinzufügen weiterer APNs z.B. Oder die Telefoniefunktion eines UMTS-Sticks ist nicht freigeschaltet. Oder es fehlen ganze Menüpunkte, usw.

"Unlocking" und "Debranding"!
Vielen sind diese Begriffe geläufig. Es sind Methoden, um softwaretechnische Veränderungen rückgängig zu machen, was allerdings Haken und Ösen aufweist. Früher ging das Unlocking recht flott, wenn der Vertrag auslief. Man durfte das Gerät mit einem Code entsperren und mit allen Simkarten nutzen.
Heute werden solche Geräte für den ausnahmslos vertragsspezifischen Gebrauch deklariert. Das Gerät muß nicht zurückgegeben werden. Ein Unlock-Code ist zwar weiterhin anwendbar, wird aber nie herausgegeben. Ja! Wenn man von Umweltschutz spricht, aber die Firmeninteressen schwerer gewichtet werden, dann ist das so!
Die Unlock-Sparte haben jetzt technisch Versierte übernommen, die sich in eine Gerätefirmware einhacken, um die relevanten Code-Bereiche hierfür ausfindig zu machen und so zu verändern, daß sie zu einer Entsperrung führen. Für einen Obulus natürlich!

Eines der bekanntesten Seiten zu dieser Sache ist https://www.dc-unlocker.com/
Die Seite bietet in seltenen Fällen auch Firmwares zu verschiedenen Produkten an, was aber mehr eine Rarität ist, weil die Hersteller immer stringender bei der Herausgabe von Original-Firmwares sind.

Ein ungelockter Huawei E153, der nun mit jeder Simkarte betrieben werden kann.


Debranding!
Um ein gebrandetes Gerät in einen Zustand zu versetzen, wo es den Anschein macht, es sei tatsächlich vom Hersteller selbst erworben und vertrieben, braucht man technisches Know-How. Ein Laie würde hierbei hoffnungslos überfordert sein.
Kurz umschrieben: Man muß sich die Original Firmware zum gebrandeten Produkt runterladen. Die herstellerspezifische Brennsoftware (das Betriebssystem im Gerät ist in einem Chip gebrannt) und alle zugehörigen/benötigten Treiber (für Windows) zum aktuellen Produkt. Und das alles von seriösen Quellen, sonst läuft man Gefahr seinen Windows-Rechner zu infizieren.
Man kann auch ein fertig debrandetes Gerät erwerben, um sich die Arbeit zu ersparen. Die Geräte sind allerdings ungetestet, unterliegen keinerlei Garantie und haben oft Mängel, die erst bei Nutzung zum Vorschein treten. Vielleicht fallen nur zu Beginn keine Mängel auf.Wenn ihr Glück habt, dann fallen nie Mängel auf.

Die Probleme, die ihr euch mit einem gebrandeten und modifizierten Gerät aufhalst, sind viel weitreichender. Moderne Geräte besitzen eine vom Provider zugängliche Update-Schnittstelle, wie das TR-069 Protokoll, durch das dieser auf das von ihm verkaufte Gerät zugreifen kann, sobald man damit online geht.
Vom Provider verkaufte Mobilfunkgeräte kann die Telekom bereits beim Einbuchen der Simkarte in sein Netz verorten. Anhand des IMEI-Codes. Nach der Einwahl steht ihm auch die Update-Schnittstelle seines modifizierten Gerätes zur Verfügung, über das er viel mehr anstellen kann.

Es geht komplizierter!
Man kann durch das Aufspielen der Original Hersteller-Software ein simlockfreies Gerät erhalten. Die Hersteller sind allerdings sehr gewieft und verpassen den subventionierten Geräten eine Versionsnummer, die das Aufspielen der Original-Software verhindern.
Da bin ich z.B. gerade mit meinem ZTE MF63 mit ursprünglichem SmartBro-Branding gescheitert.


Da in manchen Fällen, sowohl von Globe, als auch von Smart, die gleichen Geräte mit eigenem Branding angeboten werden, würde es eventuell sinnvoll sein, sich beide zu kaufen. Dann hat man zwei Geräte, die man abwechselnd nutzen kann, je nachdem welches Netz man nutzen möchte. Die SUN-Simkarte wird heute auch von Smart-Geräten akzeptiert, nachdem es nun Jahre her ist, daß Smart "SUN" akquiriert hat.
Beim Kauf zweier subventionierter Geräte ist man allerdings beim doppelten Preis und von zukünftigen Entwicklungen, wie einen dritten unabhängigen Mobilfunkbetreiber ausgeschlossen.
Warum also nicht gleich ein Original kaufen? Dann ist man den ganzen Streß los! Das Original funktioniert dann auch in DE und anderen Ländern. Es ist zudem wesentlich verkaufsfreundlicher, wenn man es in Ebay und Co. weiterverkaufen möchte.

Und damit habt ihr die Lösung des Problems, wenn euch der Neupreis zu sehr aufstößt: Ihr kauft ein second hand Gerät! Ein Original!


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